Ja, entschuldige, hier sollte der Artikel zum Thema Webinare stehen. Und ich könnte zur Zeit ganze Bücher damit füllen. Da ich seit einer Woche mit einer fiesen Grippe ans Bett gefesselt bin, schaue ich mir ein Webinar nach dem anderen an – ich hab ja sonst nichts zu tun. Doch: Blogs lesen und mir viele Gedanken machen.
Und hierbei ist mir etwas sehr Gravierendes aufgefallen: Die Webinare sind toll und auf den ersten Blick sehr hilfreich. Die Blogartikel sind gut recherchiert und perfekt aufbereitet. Nichts wird dem Zufall überlassen. Newsletteranmeldungen mit passenden Freebies, Hinweise auf weitere Webinare und Kurse – die Verkaufstrichter sind aufs optimalste ausgereizt. DIE können das, da kann man sich echt eine Scheibe abschneiden.
Und weil mir diese meine Erkenntnis so wichtig erscheint, gibt es heute diesen zwischengeschobenen Beitrag, bevor ich mit der Artikelserie „authentisches Marketing“ weitermache.
Wo ist der Haken?
Sie zeigen es dir gebetsmühlenartig, die Marketingexperten: Tu dies, mach das, plane so, handle anders… Dann, und nur dann, wirst du so erfolgreich wie sie. Dann hast du tausende Newsletterempfänger, dann sind deine Webinare überfüllt, dann verkaufen sich deine Kurse wie warme Semmeln.
Und du tust, und du machst. Aber es funktioniert trotzdem nicht. Deine Freebies will keiner, deine Webinare werden von zwangsverpflichteten Freunden bevölkert. Was machst du bloß falsch?
GAR NICHTS! Es kann nämlich gar nicht funktionieren. Ja ja, du kannst dir jetzt ruhig denken: „Frustrierte Tussi, nur weil sie es nicht hinkriegt, sind gleich wieder alle anderen schuld.“ Ich werde dich nicht davon abhalten. Wenn du aber selber schon entdeckt hast, dass es bei dir auch nicht klappt, bist du vieleicht an der relativ simplen Erklärung interessiert.
Marketingexperten verkaufen Tipps für tolles Marketing. Und haben damit mehr oder weniger das Perpetuum Mobile gefunden. Die Zielgruppe ist immens groß – es gibt tausende (frische) Onlineunternehmerinnen aus den verschiedensten Branchen, die sich zwar damit beschäftigt haben, was sie an die Frau bringen wollen, aber nicht wie. Und meist ist das dringlichste Problem dieser Ziegruppe:
Wie erreiche ich MEINE Zielgruppe?
Wie verkaufe ich (mehr)?
Wie werde ich sichtbarer?
Super, und hier ist jemand, der dir zeigt, wie es geht. Der es selber schon geschafft hat. Mit den vorgestellten Tipps. Denn du brauchst eine Zielgruppe, du brauchst eine Fokussierung auf ein Ziel, du brauchst ein dringliches Problem, welches du lösen kannst, um deine Zielgruppe zue rreichen.
Aber – und jetzt kommt das große ABER: Wenn du als Schmuckverkäuferin, Hundetrainerin, Hotelsuperinsiderin, Kartenlegerin, japanische Mikromasseurin, Webdesignerin oder was auch sonst immer tätig bist, haben deine Kunden ebenfalls ein Problem, welches du lösen kannst. EINMAL! Dann ist das Problem meist vom Tisch und die Kunden weg. Da helfen die besten Freebies nix. Wenn jemand eine Website braucht (Problem) und du erstellst sie ihm (Lösung), seid ihr fertig miteinander. Vielleicht braucht dich deine Kundin in einem halben Jahr noch mal für ein Update, aber wenn du gut gearbeitet hast, kriegt sie das dann auch schon alleine hin.
Anders bei Marketingexperten: ich buche dort ein Seminar, Webinar, Kurs, Coaching und lasse mich beraten. Dann setz ich das um, es klappt nicht. Also muss der Fehler bei mir liegen und ich brauch noch einen Kurs, um es besser zu machen. Das „Problem“, im Internet gefunden werden und nachhaltiges Marketing betreiben wird es solange geben, solange es Menschen gibt, die sich selbstsändig machen (und die werden immer mehr).
Das Gleiche gilt übrigens für Experten, die ihr Geld damit verdienen anderen zu erklären, wie sie Geld verdienen. Aber ich will nicht soweit ausholen.
Warum es nicht klappt
Nun sollte man ja meinen, die wissen, wovon sie sprechen und könnten wirklich eine Lösung bieten, die hilft. Sind ja Marketingexperten, haben meist schon vorher in oder für große Unternehmen gearbeitet und studiert. Ja, das tun sie auch – allesdings (ich lehn mich mal weit aus dem Fenster) haben sie keine Ahnung vom Endkunden. Im weitesten Sinne arbeiten diese Marketingexperten nämlich mit Werbung für Unternehmerinnen. Die funktioniert beim Endkunden aber eher selten.
Ich versuch es mal zu erklären: Du bist selbstständig, sagen wir mit dem Verkauf von selbstgemachten Engelarmbändern. Du hast dich mit dem Aufbau einer Website beschäftigt, hast eine Facebook-Seite, ein Newsletterprogramm usw. Irgendwie kommt das Unternehmen aber nicht so wirklich in Schwung.
Nun findest du auf Facebook genau die Werbeanzeige eines Marketingexperten, wie du sichtbarer wirst und klickst drauf. Klar, du bist die Zielgruppe, du bist als Unternehmerin auf Facebook unterwegs (dort gibt es sicher auch genug Menschen, die Engelarmbänder haben wollen), du fühlst dich angesprochen. So weit, so gut. Nach dem Klick landest du bei einem Webinar, wo dir gezeigt wird, wie du Facebookwerbung richtig einsetzt. Haa, klar, du hast ja selber auch drauf geklickt, die Vortragende weiß also, wovon sie redet. Am Ende wird noch ein Kurs angeboten, um das eben Gehörte zu vertiefen. Super, gleich gekauft – damit klappts dann sicher.
Du setzt die Tipps um – und nix passiert. Trotz best ausgeklügelter Facebookwerbung verkaufen sich deine Armbänder immer noch nicht.
Wieso?
Weil DEINE Zielgruppe keine Unternehmerinnen sind, die den halben Tag auf Facebook rumhängt. Weil deine Kunden dort ihr Mittagessen oder ihre Katzenbilder posten und mal einen lustigen Spruch teilen. Die wollen dort keine Werbung sehen – außer vielleicht von Zalando™. Die interessieren sich weder für Webinare (weil sie da in der Arbeit sind) noch für Newslettermarketing (weil sie ihre Mails ohnehin nur alle 2 Wochen abrufen).
Und ich traue mich fast zu wetten, dass diese Blase bald platzen wird. Irgendwann werden immer mehr Selbständige feststellen, dass nur die Geld verdienen, die zeigen, wie man Geld verdient. Unternehmerinnen, die Unternehmerinnen ansprechen. Die Unternehmerinnen, die (End)kunden ansprechen, bleiben bei diesem Pyramidenspiel mal wieder auf der Strecke.
DEINE Kunden interessieren sich nicht für punktgenaue Landingpages (die wissen nicht mal, was das ist), denen sind Marketingstrategien völlig schnuppe – die wollen (vielleicht) dein Produkt oder deine Dienstleistung und gut ist es. Die wissen auch mit einem Freebie nichts anzufangen, die freuen sich vielleicht über etwas, was sie gratis kriegen. Aber sie kennen die Strategie dahinter nicht, dass sie jetzt in deiner Liste sind und nun gefälligst etwas kaufen sollen.
Und genau aus diesem Grund funktionieren alle diese Marketingtipps bei 95% der Unternehmerinnen nicht. Strategien FÜR Unternehmerinnen greifen selten bis nie FÜR deine Zielkunden.
Mach den Test
Such dir 5 bis 10 Menschen (auf Facebook), von denen du schon gehört, gelesen hast, dass sie es GESCHAFFT haben. WAS machen die? Kartenlegen, selbstgebastelte Klopapierhüte verkaufen, Räucherwerk anbieten, Babyturnen? Oder bieten die Unterstützung für Unternehmerinnen an, wie DIE sich besser positionieren und verkaufen?
Wieviele deiner Mitbewerberinnen in deiner Branche haben tausende Newsletterempfänger und ausgebuchte Webinare? Wieviele Unternehmerinnen kennst du, die eine klar definierte Zielgruppe haben, die 5stellige Monatsumsätze hat?
Ich bin gespannt auf „Gegenbeweise“. Schreib mir doch in den Kommentaren, welche Erfahrungen du gemacht hast.
PS: Nun könnte ich ja eigentlich diese Serie beenden, weil ja offenbar die ganzen Strategien eh nicht funktionieren. Das tu ich aber nicht, weil ich der Meinung bin, dass man alle Möglichkeiten kennen sollte, um DANN zu entscheiden, was davon man für sich selbst nutzen kann. Und wie.
Der Beitrag M03 – Warum nur andere mit Marketingstrategien erfolgreich sind! erschien zuerst auf Spirituality goes Web!.