Starten wir ins Abenteuer „authentisches Marketing“, wie vorige Woche versprochen, mit den 3 Fragen:
- Was ist es? (Wissen auffrischen)
- Was stört mich dran? (Glaubenssätze)
- Wie kann ich es trotzdem für mich nutzen? (individuell adaptieren)
Alle Artikel zur Serie werden so aufgebaut sein. Ich stelle ein Marketing-Tool vor, erkläre den Sinn und Zweck, erzähle von meinen Abwehr-Reaktionen und zeige dir ein Beispiel, wie man es doch authentisch für sich anpassbar und nutzbar machen kann. Nicht alles, was auf den ersten Blick „böse“ aussieht, ist es auch. Manchmal braucht man nur ein paar Details anders zu machen und plötzlich ist die Werbung keine nervige Angelegenheit mehr, sondern ein kreativer Prozess, der ganz viel Spaß macht.
Landing Page
Das Wort LandingPage ist in aller Munde und manch einer traut sich gar nicht mehr zu fragen, was das eigentlich ist. Wenn das jeder kennt, „muss“ man doch wissen, was das ist und wofür man es braucht.
Joo… Wie sagte meine Oma immer? „Müssen tun wir sterben, sonst gar nix.“ Grammatikalisch nicht ganz ausgefeilt, aber treffend.
Was ist eine Landing Page?
Als Landing Page wird eine Seite bezeichnet, die genau EINE Handlungsmöglichkeit bietet. Keine Navigation, keine weiterführenden Links, kein Menü stören den Leser dabei, sich irgendwo anzumelden. Du hast also ein Produkt, ein Newsletterformular, ein Freebie, einen Onlinekurs oder ein E-Book und möchtest es deinen Kunden/Lesern/Interessenten vorstellen/verkaufen/schmackhaft machen. Packst du die Beschreibung oder den Werbetext einfach auf deine Website, lenken die restliche Navigation, die Seitenleiste und sonstige Highlights extrem ab.
Dass ist wie blei kleinen Kindern: gib ihnen 10 Spielsachen und sie tun gar nichts. Gib ihnen eines und sie versinken in ihrer eigenen Welt, hochkonzentriert. Bei Erwachsenen im Internet ist es offenbar genauso – weniger bringt mehr.
Also verfasst man eine Seite, auf der es nichts zu tun gibt als auf den Kaufbutton zu klicken oder sich in einen Verteiler einzutragen. Dafür gibt es eigene Anbieter, mit denen man solche Seiten erstellen kann – zum Beispiel LeadPages oder Instapage. Direkt aus dem WordPress-Dashboard zu bedienen wären zum Beispiel OptimizePress oder ThriveThemes. Bei den ersten beiden erstellt man extern seine LandingPage und hat direkt dort die Statistiken und sonstige Funktionen. Die anderen beiden werden wie ein Plugin installiert und man erstellt damit seine LandingPage. Alle funktionieren mit einer Art Baukastensystem, sind also recht intuitiv zu bedienen.
Das ist erstens Geschmackssache und zweitens eine Kostenfrage. Keines dieser Services ist kostenlos, sie unterscheiden sich aber in Abo- oder Einmalzahlung.
Soweit ist alles klar und nachvollziehbar. Sollen die Leser nun aber auch wirklich auf „anmelden“, „kaufen“ oder „eintragen“ klicken, braucht man einen Werbetext. Einen, der fetzt – wo man gar nicht anders kann, als dann auf „kaufen“ zu klicken. Schlaue Menschen, die sich lange mit der Psychologie des Menschen auseinandergesetzt haben, haben eine Art System herausgefunden, wie solche Texte auszusehen haben, damit sie wirksam sind (kringeln sich bei dir auch schon die Nackenhaare?).
Auch hier wird eine Art Baukastenprinzip verwendet, dass man beliebig erweitern oder umstellen kann. Folgende Faktoren sollte so ein Text beinhalten (also die Antworten auf die Fragen):
- Was gibt es hier?
- Was bringt es dem Kunden?
- Wer ist davon schon so begeistert, dass er es kundtun muss (Testemonials)?
- Was ist so besonders und einmalig daran?
- Was kriegt der Kunde?
- Was kriegt er nicht?
- Noch ein paar Kundenmeinungen.
- Warum braucht es der Kunde jetzt und sofort?
- Warum sollte er auf keinen Fall zögern?
- Was ist dein Angebot wert?
- Was kostet es wirklich?
- Noch ein paar Testemonials.
- an strategisch wichtigen Stellen den „Kreisch-KAUFMICH-Button“
Such dir mal ein paar solcher Verkaufsseiten und vergleiche die Punkte – du wirst sie alle finden. Das macht die Sache auch so verzwickt: die Grundidee war vielleicht gar nicht so schlecht (auch ich war schon auf solchen Seiten und habe den Button geklickt), bloß wird sie mittlerweile so schmerzbefreit ausgereizt, dass man meist schon nach 3 Zeilen weiß, worums geht und den Rest kaum mehr liest.
Kurz gesagt
Für eine Landingpage brauchst du einen Anbieter oder ein Plugin, mit dem du Seiten ohne Ablenkung erstellen kannst und einen Werbetext, der zum ultimativen KLICK führt.
Was mich dabei stört
Es ist die Bauernfängerei, die mir so sauer aufstößt. Dieses „führe die potenziellen Kunden wie Schafe zur Schlachtbank“ um sie zu ködern. Ich will niemanden ködern – sowas hinterlässt nur einen schalen Geschmack auf beiden Seiten. Andererseits möchte ich meine Produkte und Angebote natürlich auch an den Mann und die Frau bringen, wenn möglich mit wenig Aufwand und viel Erfolg. Es widerstrebt mir aber davon auszugehen, dass Internetnutzer zu blöd sind, eine einfache Produktbeschreibung zu lesen und zu entscheiden, ob sie das brauchen. Oder eben nicht.
Ich träume gern von einer Welt, in der mündige Bürger und eigenständig denkende Menschen den Unterschied erkennen zwischen einem guten Werbetext und einem guten Produkt dahinter (das ist nämlich ein gewaltiger Unterschied). Nur weil jemand perfekte werbewirksame Texte verfassen kann, heißt das noch lange nicht, dass sein Onlinekurs/E-Book/Produkt besser ist als das von jemandem, der einfach aufzählt, worum es sich bei dem Angebot handelt.
Die sanfte Landung
So, nun muss man ja davon ausgehen, dass ich keine einzige Landingpage habe und meine Werbetexte sich in „Hier ist das Produkt. Kauf es.“ erschöpfen. Dem ist nicht so. Ich arbeite mit Thrive Themes (zumindest auf meiner Aeternitas-Seite, wo ich öfter mal kostenlose Challenges anbiete). Und ich habe einige Produkte und Onlinekurse, für die es natürlich auch eine Verkaufsseite gibt (ohne explizite Landingpage, nur die Seitenleiste ist dort ausgeblendet). Wo ich für mich Änderungen eingesetzt habe, sind die Texte.
Ich verwende keine Kunden-Lobhudeleien (Testemonials). Nicht, weil ich keine habe, sondern weil sie mich selber auch nicht interessieren auf Verkaufsseiten. Was Frau H. aus K. sagt, ist mir schnurzpiepegal. Ich kenn sie ja eh nicht.
Ich warte selten bis ans Ende des Textes, um irgendwo ganz nebenbei und wie zufällig den Preis zu nennen. Wenn jemand nach der Produktbeschreibung erst noch überredet werden muss, bis er den Preis akzeptiert, läuft ohnehin was falsch. Und der Preis ist nun mal ein Kriterium bei der Kaufentscheidung. Warum also Zeit vergeuden, indem ich mich endlos über alles mögliche auslasse, bis ich den Preis still und leise einfließen lasse, in der Hoffnung, das würd schon keiner merken?
Ich zähle nicht auf, wieviele Videos, Bilder, Audio-Files, etc in den Kurs (als Beispiel jetzt) eingebaut sind. Erstens hat das ohnehin jeder Kunde wieder vergessen, wenn er mal im Kurs steckt. Ob da jetzt 2 Stunden Videomaterial enthalten sind oder 10, ist doch im Prinzip egal. Hauptsache ich kann die Lerninhalte so vermitteln, dass man sie versteht. Videos gucken kann jeder auch auf Youtube.
Ich versuche so gut als möglich mein Produkt/Angebot zu beschreiben und für wen es hilfreich ist. Punkt.
Ein Beispiel dazu findest du zum Beispiel hier. Ob du dich „traust“ auch so rotzfrech zu schreiben oder dein Angebot etwas „netter“ beschreibst, ist natürlich deine Entscheidung. DU sollst ja authentisch sein. Und mein Schreibstil ist nicht jedermans Sache. Aber es ist unverkennbar MEINER. Kein Mensch, der von mir schon etwas gelesen hat, würde mir salbungsvolle Worthülsen und wohlformulierte Sätze abkaufen.
Eine hilfreiche Frage für deine Texte kann sein: „Was wünscht du dir von einer Seite mit einem Angebot, das du dann auch buchen würdest?“ Was sollte dort enthalten sein, worauf kannst du verzichten? Wie ehrlich soll der Text sein, wie authentisch?
Jetzt die Frage: Was zeichnet dich aus, dass du in deinen Werbetext einfließen lassen kannst? Wo ein Leser/Kunde deiner Website nicht das Gefühl hat, plötzlich bei „Werbewirksam für Dummies“ gelandet ist, weil das Angebot in keinem Verhältnis zu deinen sonstigen Texten steht.
Fazit
Landingpages sind per Definition weder gut noch böse. Sie können nützlich sein, wenn man seinen Interessenten etwas zeigen/erklären/vorstellen möchte ohne sie mit hundert anderen Dingen abzulenken. Wenn du von der Norm abweichst und den Aufbau nicht 1:1 von anderen Seiten kopierst, kriegt das Ganze den persönlichen Touch und du trotzdem deine Kunden. Ohne doofes Gefühl im Bauch, jemanden über den Tisch gezogen zu haben.
Hast du eine LandingPage? Funktioniert sie? Machst du es wie oben beschrieben oder ganz anders? Ich bin neugierig – zeig doch mal (geht gut in den Kommentaren unten).
PS: Nächste Woche werde ich mich mit dem Thema „Webinare – die Kaffeefahrten der Neuzeit“ auseinandersetzen.Edit: ich „musste“ einen anderen Beitrag einschieben, weil es grade so aktuell ist – lies hier weiter.
Der Beitrag M02 – Die LandingPage: Punktlandung oder Totalflop? erschien zuerst auf Spirituality goes Web!.