Sie sind in aller Munde (und aller Mail-Postfächern) – die 21-Tage-Challenges. Jeder bietet eine an und von „Facebook-kennenlernen“ über „Sichtbar-werden“ bis zu einem „kompletten E-Book veröffentlichen“ gibt es so ziemlich jedes Thema, das mit 21-Tage-Challenges abgedeckt wird. Man könnte ein ganzes Jahr lang von 9:00 früh bis 22:00 abends Challenge-Aufgaben bearbeiten. Und alles kostenlos. Super. Lernen kann man dabei auch eine Menge, weil die Inhalte meistens sehr gut aufbereitet sind und wirklichen Mehrwert bieten. Warum sich mir mittlerweile trotzdem die Nackenhaare sträuben, erzähl ich dir weiter unten.
Zur Erinnerung
Der Aufbau der Serie „authentisches Marketing“ lautet wie folgt:
- Was ist es? (Wissen auffrischen)
- Was stört mich dran? (Glaubenssätze)
- Wie kann ich es trotzdem für mich nutzen? (individuell adaptieren)
Ich stelle ein Marketing-Tool vor, erkläre den Sinn und Zweck, erzähle von meinen Abwehr-Reaktionen und zeige dir ein Beispiel, wie man es doch authentisch für sich anpassbar und nutzbar machen kann. Nicht alles, was auf den ersten Blick „böse“ aussieht, ist es auch. Manchmal braucht man nur ein paar Details anders zu machen und plötzlich ist die Werbung keine nervige Angelegenheit mehr, sondern ein kreativer Prozess, der ganz viel Spaß macht.
21-Tage-Challenge
Warum die immer über 3 Wochen gehen, weiß ich nicht – muss irgendetwas psychologisches sein. Challenges zeichnen sich dadurch aus, dass sie
a) kostenlos sind
b) meistens am Wochenende die Möglichkeit bieten, das aufzuarbeiten, was man unter der Woche nicht geschafft hat
c) ein bestimmtes Thema abdecken
d) sehr viel (guten) Inhalt bieten
e) im Anschluß auf ein kostenpflichtiges „Produkt“ verweisen, wo man noch tiefer in die Materie einsteigen kann.
Solche Challenges sind toll, um die Newsletterliste zu füllen. Die Menschen müssen sich ja irgendwo anmelden, damit man ihnen die tägliche Mail schicken kann mit der Tagesaufgabe. Außerdem kann man seinen Expertenstatus zu einem bestimmten Thema zeigen und beweisen.
Was mich dabei stört
Im Prinzip gar nichts, außer das es halt jeder macht. Und wenn du nicht eine ganz spitze Nische hast, siehst du alt aus. Bei einer Challenge will ich von einem „Profi“ betreut werden. Außerdem lässt meine Aufmerksamkeitsspanne meist in der 2. Woche nach, dann lasse ich einzelne Tage aus und gegen Ende wart ich bloß noch, dass sie aus ist.
Und der Name, der stört mich auch. Wieso Challenge? Was ist die Herausforderung dabei? Angefangen habe diese Challenges ja wirklich mit Herausforderungen: „30 Tage Yoga machen“ oder „21 Tage täglich meditieren“ oder so. Also etwas, was ich normalerweise nicht tue und jetzt über einen bestimmten Zeitraum konsequent umsetze. Heutzutage haben diese Challenges kaum mehr etwas damit zu tun – sie bieten halt 21 Tage Informationen und Wissen. Herausfordernd ist höchstens die Zeit, die ich dafür aufwenden muss, um alles umzusetzen, was mir angeboten wird.
Kinder, wenn es schon eine Challenge bedeutet, mir 21 Tage lang über mein Business Gedanken zu machen, dann möchte ich gern mal erleben, wie ihr mit echten Herausforderungen umgeht.
Nenn es nicht so
Ja, jetzt kommt die echte Herausforderung. Wenn du so etwas anbieten möchtest, dann denk dir einen passenderen Namen dafür aus. Und ändere den Zeitraum, außer dein Inhalt passt „zufällig“ genau in 3 Wochen. Dass er das selten tut, merkt man daran, dass die letzte Woche oft sehr zäh ist. Das, was heute angeboten wird, ist keine Challenge mehr. Es ist Wissen kompakt in einigen Tagen/Wochen untergebracht. Und die Nutzer werden langsam challenge-müde. Also rüttel sie auf, indem du irgendetwas änderst, um die Spannung und Vorfreude wieder zu erhöhen. Pack sie voll, aber nicht ZU voll – die meisten dieser Challenge-Junkies absolvieren drei bis vier Challenges gleichzeitig und kommen ohnehin nicht hinterher.
Überleg dir vorher, wie lange du den Zugang zu den Infos offen lässt und kommuniziere das vorab. Dann wissen deine Teilnehmer, wie lange sie sich wirklich Zeit lassen können. Die Erfahrung zeigt, dass jede noch so aktive Gruppe während einer Challenge kurz nach Ende verstummt. Zu viele Informationen bietet uns das Internet, als dass wir lange nach einer „Veranstaltung“ uns noch mit dem Thema auseinandersetzen. Wenn es dir also darum geht, eine aktive Gruppe damit aufzubauen, brauchst du im Anschluß etwas, dass die Teilnehmer bei der Stange hält.
Ich biete zum Beispiel einmal im Jahr eine „Challenge“ an mit dem Namen „9 Wochen – 9 Projekte„. Das Wort „Challenge“ kommt nicht drin vor (zumindest nicht im Titel ), obwohl es sich wirklich um eine Herausforderung handelt, in 9 Wochen 9 angefangene Projekte abzuschließen, die man schon ewig vor sich herschiebt. Du kannst dich übrigens hier vormerken lassen, wenn du jetzt neugierig geworden bist – dann benachrichtige ich dich im Oktober, wenn wir wieder gemeinsam starten.
Fazit
Das Prinzip der 21-Tage-Challenges ist toll. Du kannst immens viele Menschen erreichen und ihnen zeigen, was du drauf hast. Sie lernen dich in dieser Zeit besser kennen und – wenn du Glück hast – haben sie anschließend soviel Vertrauen zu dir, dass sie dich als kompetent ansehen und etwas bei dir buchen/kaufen. Leider ist das System schon sehr ausgelutscht und um dich von der Masse abzuheben, solltest du etwas verändern. Mach sie nur 14tägig, gib ihr einen neuen Namen. Eine nette Idee (die ich mal miterlebt habe) ist auch, nicht selber die Zeit mit Input zu füllen, sondern zu einem Thema verschiedene Experten zu Wort kommen zu lassen.
Ein praktisches Beispiel: Nehmen wir wieder die Klangschalenexpertin her (die von letzter Woche). Webinare hat sie schon gehalten, auch ihre Seite wird laufend mit interessanten Beiträgen auf Stand gehalten. Nun bietet sie via Facebook (diese Challenges finden irgendwie immer über Facebook statt) UND über Instagram ein 2wöchiges Kennenlern-Package an (ham ma schon den Namen, die Zeit UND den Ort geändert). Jeden Tag zeigt sie mit einem Video eine andere Größe der Klangschalen, was man damit tun kann und lässt die Teilnehmerinnen ebenfalls Videos oder Bilder hochladen, wo diese die Übungen selber umsetzen (man sollte dazu sagen, ich hab von Klangschalen keine Ahnung und selber nur 2x die Massage genießen dürfen. Es mögen also alle Klangschalen-Profis nachsichtig mit meinen „Tipps“ sein.). Anhand dieser Videos kann sie Tipps geben, was man anders oder besser machen kann. So, nun haben die Teilnehmer die CHALLENGE, sich mit der Thematik intensiv auseinanderzusetzen und sich täglich die Zeit für Übungen zu nehmen. Wenn die Klangschalenexpertin am Ende der 2 Wochen ein Intensivwochenende in den Bergen anbietet, wo sich die Teilnehmer direkt und live beklangschalen können, ist das auf jeden Fall eine gute Marketingstrategie, um interessierte Menschen anzuziehen.
Hast du schon teilgenommen an solchen Challenges? Wie waren deine Erfahrungen damit? Oder hast du schon selber eine gemacht? Erzähl mir doch in den Kommentaren davon.
PS: Nächste Woche zerpflücke ich die Wichtigkeit einer eigenen Newsletterliste und überprüfe, ob die wirklich so notwendig ist wie überall empfohlen.
Der Beitrag M05 – Wenn Challenges zur Herausforderung werden! erschien zuerst auf Spirituality goes Web!.